«Gedanken zum Tod helfen, mehr im Jetzt zu leben»

Audiobiografin Franziska von Grünigen bietet in ihrem Podcast «My last goodbye» Menschen allen Alters die Möglichkeit, zwölf Fragen zum Sterben und Tod zu beantworten. Im Interview gibt sie uns Auskunft, was sie zur Idee bewog – und was das Thema für sie persönlich bedeutet.

Franziska von Grünigen

Worum geht es in Ihrem Podcast «My last goodbye»?

Franziska von Grünigen: Mein Podcast ist eine Einladung, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinander zu setzen. Sterben werden wir alle irgendwann. Warum machen wir uns nicht schon zu Lebzeiten Gedanken dazu? Woche für Woche beantworten Menschen meine zwölf Fragen: Was soll von mir in Erinnerung bleiben, wenn ich mal nicht mehr bin? Welche Musik soll an der Beerdigung gespielt werden? Braucht es eine Abschiedsrede? Und wer soll sie halten? Neben Detailfragen zur eigenen Beerdigung – «welches Essen möchtest du auf deiner Abschiedsfeier?» – geht es aber auch um philosophischere Fragen: Was kommt nach dem Tod? Und: Was würde es für dein Leben bedeuten, wenn du jetzt erfahren würdest, dass es heute Abend endet? 

Mittlerweile haben über 150 Personen meinen Fragebogen beantwortet – vom vierjährigen Mädchen bis zum neunzigjährigen Mann. Die Folgen sind mal ganz kurz, mal ausschweifend lang, mal nachdenklich, mal heiter, immer aber ganz individuell – weil jeder Abschied so einzigartig sein darf, wie wir Menschen es sind. 

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Was hat Sie dazu bewogen, diesen Podcast zu machen?

Ausschlaggebend war der Tod meines Vaters beziehungsweise ein Gespräch, das ich nach seiner Beisetzung mit meiner Mutter führte: Wir waren zu Fuss auf dem Heimweg vom Friedhof, als ich sie fragte, wie sie sich ihren eigenen Abschied vorstellt. Im Unterschied zu meinem Vater, der sich nie gross über das Thema Tod äusserte, hatte sie klare Vorstellungen.

Wie befreiend wäre es, wenn wir alle so offen über unsere Wünsche für den eigenen Tod sprechen könnten?

Es war in diesem Moment sehr entlastend und beruhigend für mich, den Elefanten im Raum anzusprechen. Ich dachte mir: Wie befreiend wäre es, wenn wir alle so offen über unsere Wünsche für den eigenen Tod sprechen könnten? Also wollte ich eine spielerische Art entwickeln, sich diesen Fragen zu stellen. So entstand ist mein Fragebogen-Podcast zum Mitmachen. Mir war wichtig, dass alle niederschwellig Teil des Podcasts werden können.

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Was fasziniert Sie am Thema «Sterben und Tod»?

Mein Zugang zum Thema hat sich über die Jahre stark verändert. Früher, als Kind, erlebte ich den Tod als grosse Bedrohung: Ich malte mir nächtelang aus, wie es wäre, jemanden zu verlieren. Später versuchte ich, mich dem Thema als «Grufti» auf künstlerische Weise zu widmen – mit düsterer Musik im Ohr und blass geschminktem Teint. Erst später begann ich, dem Tod wirklich in die Augen zu schauen und im Austausch meinen Horizont zu erweitern. Manchmal scheint mir, als würde ich mit meiner Auseinandersetzung mit dem Thema versuchen, sterben zu lernen – und damit ein Stück weit leben zu lernen, indem ich dem Leben mehr Bedeutung verleihe.

Was möchten Sie den Menschen mit auf den Weg geben?

Ich möchte dazu animieren, das Leben zu Ende zu denken und Gedanken an den eigenen Tod – und an jenen anderer Menschen – nicht aus dem Weg zu gehen. Mein Podcast ist eine Einladung, sich spielerisch und neugierig mit dem eigenen Lebensende zu befassen – nicht nur, um das Wichtigste festzuhalten, sondern auch, weil die Beschäftigung mit dem Thema uns oft erst richtig bewusst macht, wie zerbrechlich und vergänglich das Leben ist. Das hilft, mehr im Jetzt zu leben.

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